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Die Messe "Erotica - Augsburg" 

und der Augsburger Männerchor "Bismarck-Frohsinn":

Einladung zum Auftritt durch die "Aidshilfe Augsburg e.V"


(Ach ja, der Eintritt war nur für Leute ab 18. Vielleicht sollten Jüngere auch von dieser Seite wieder abspringen? Husch, husch!) 
Der Augsburger Männerchor "Bismarck-Frohsinn", gegen seinen Willen zuweilen auch "AMBF" genannt - der vielleicht nicht beste, wahrscheinlich aber der schönste Männerchor wenn nicht Deutschlands, so doch seiner Heimatstadt, wurde 1996 eingeladen, für und zugunsten der "Augsburger Aidshilfe e.V." auf der "Ersten Erotica-Messe" im Messezentrum Augsburg aufzutreten. 

Bei den folgenden Nummern ist es äußerst hilfreich, sich das zugehörige Environment sowie Ambiente vors geistige Auge zu stellen... 

Aus Anlaß dieser "Ersten Erotica-Messe" in Augsburg konnte man in der lokalen Zeitung Tiefschürfendes und Aufschlußreiches über Erotik-Messen im Allgemeinen sowie eine solche in Augsburg im Besonderen lesen. Von wegen: "soll man?", "darf man?", "will man das gerade in Augsburg?" und "warum gerade hier?", "andererseits" (Lieblingswort aller ausgewogenen Kommentatoren) "gibt es das eben, und es ist ja auch ein Markt" - und so. Die "Aidshilfe Augsburg" hat dort dann ebenfalls einen "Stand", und, befreundet wie wir sind (AhA und AMBF), werden wir (der AMBF) gebeten, dort einen kleinen Auftritt einzustreuen. Machen wir doch! 

In der Messehalle: Rundum inwendig deutlich duster gehalten, Budenreihen darin, jeder Stand separat mit einigen Spots erleuchtet. In der Halle darf geraucht werden, sodaß man jeden Strahler strahlen sieht - woher und wohin das Licht so fällt... An jeder Bude mindestens eine Tussi in Kampfschminke, tiefliegende Dekolletees hinter hindrapierten durchsichtigen Höschen, gespitzten Bras, aufgestellten Dildos und ragenden Massageprügeln, leckere Gummis, gerollt und aufgezogen, Strapse, Riemen, Peitschen, Ketten, Fesseln von Samt und Leder, Negligees, Pumps, Perücken... 

Davor und dazwischen: Das Volk. Träubchen, Schlendernde, Gaffende, die meisten mit dem berühmten Augsburger Hoffentlich-kennt-mich-hier-niemand-Blick, und doch immer wieder das ebenso bekannte Augsburger "Hoi-bisch-Du-au-da-zum-mal-Schauen" und "mei-woisch-eigendlich-indressiert-mi-des-ja-ned-aso" oder "muass-ma-halt-amal-gsehn-hamm, eigendlich-bin-i-ja-net-a-so-oiner". Vereinzelt sogar im Publikum gewagtere Accessoires, scheele Seitenblicke der "Normalen" auf die "Anderen"... 

In einem Eck der düsteren Halle: Die Bühne! Gerade läuft die erotischste aller Modenschauen. Fast alles in rotem Flutlicht, dazwischen gutgezielte weiße Spots auf zwei zugereiste und zwei aus allen Augsburger Dischkos bekannte fahlhäutige Mädels in themengemäß dünnem, soweit überhaupt, Gewande, auf ellenhohe Wackelbleistiftabsätze gestöckelt. Vor der Bühne das Volk in Form von einigen knapp Hundert Pärchen, knapp hundert Rippenstöße des jeweils einen in die des anderen mit Kichern oder "omei, als ob des au no was wär". 

Dann, endlich, von der Seite auftrampelnd, DIE MÄNNER. In Dienstkleidung, d.h. in schwarzem Frack oder Cut, weiße Hemdbrüste, schwarze Fliegen, Beinkleid bis zum Boden, viele Brillen, jede Menge Bärte, ca. zwölf HERREN gesetzten Alters, in riesig aussehendem Halbkreis die gesamte Bühne einnehmend. Eine dieser hier so unpassenden Gestalten tritt vor, schnappt sich ein Mikro, erläutert kurz Sinn und Zweck von Aids als solchem und wieso es besser wäre, dieses nicht zu kriegen und daß es die hinter ihm Stehenden wohl nicht so leicht erwischen könnte, weil das wären sogenannte anständige Durchschnittsmänner. Sowas nenne man "Die Stinknormalen", abgekürzt "Stinos", und es sei hier durchaus der richtige Ort, auch die abfällige Bezeichnung "Stinosaurier" mal zu erwähnen... Jedenfalls folge nun und deshalb "Das Stino-Lied". Der Musikalische Rat hebt die Melodika an die Lippen, pfeift einige Töne darauf, und dann kommts. (Endlich): 

(in konsequenter kleinschreibung, wie vom autor gewohnt) 

stinosaurier-lied  

    worte: w.scherm weise: könig-ludwig-lied [auf den bergen wohnt die freiheit... - der saezzer]
1 ja wir sind der stinknormale, ja wir sind der echte mann, wie man ihn im landesinnern selten nur noch treffen kann 

2 ach, wir sind fast ausgestorben, sind das letzte exemplar einer art von einem mannsbild, das dereinst nicht selten war 

3 wir sind einfach im gemüte, unsre denkungsart ist schlicht, diffizilere gedanken und gefühle ham mir nicht 

4 in der luscht, das heisst erotisch, ja, geschlechtlich generell, da sind wir nicht grad exotisch, eher konven-ti-o-nell 

5 unsre sexuelle flexi- bilität ist nicht so groß; eher eng begrenzt und über- haupt schon gar nicht grenzenlos 

6 einst sprach doktor martin luther: in der wochen ihrer zwier - also sprach der protestante: schadet ihm nicht und nicht ihr 

7 so sprach doktor martin luther, aber anders sprechen wir: uns langt einer in der wochen, also langt auch einer ihr 

8 jede woche nach dem kegeln sind wir ziemlich voll mit bier. nach dem kegeln kommt das vegeln: paßt es uns, dann paßt's auch ihr 

9 also keuchen wir zu bette, und sie weiß, es ist so weit. und es seufzt die gute mutter und sie macht die beine breit 

10 wir sind oben, sie ist unten wie's seit jeher immer war denn das ist die alte ordnung die uns lehrt der miss-jo-nar 

11 keine ganzen fünf minuten dauert diese ehepflicht. schnarchend fallen wir herunter und ein nachspiel gibt es nicht 

12 falls es einmal länger dauert liegt es nicht an uns, jawohl, denn dann liegt es an nichts anderm als allein am Alkohol 

13 jetzt auf einmal und ganz plötzlich wär dies alles mies und schlecht; der geschlechtsverkehr nach alter väter sitte nicht mehr recht 

14 unsre weiber lamentieren, klagen an mit bitt'rem ton und verweigern ihre pflichten uns in offner rebellion 

15 tappen wir vom kegeln heimwärts, verwehr'n sie mit scharfen hohn und mit festgeschlossnen knie-en uns die pene-tra-zi-on 

16 erogene zonen und vi- rile sensibilität, vaginal-orgasmus, ge-punkt, heißt das neue alphabet 

17 auf das vorspiel folgt das nachspiel; zwischendrin, du armer tropf, da passiert bei dem astralen sex das ganze nur im kopf 

18 schuld daran sind diese schwätzer: meiser und die schreckensfrau ilona, das ganze blöde gottverdammte scheiss-te-vau 

19 diese reden über sachen, die zum reden gar nicht sind, schon am hellen nachmittage und verderben weib und kind 

20 als ob das noch nicht genug wär von der öffentlichen schand, kommt der alte kolle wieder, den vibrator in der hand 

21 ach bei solchen machenschaften, da vergeht uns der humor und wir suchen unsre zuflucht ganz zuletzt im männerchor  

(halbes tempo): und wir suchen unsre zuflucht ganz zuletzt im männerchor  
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Die Mienen der Umstehenden haben sich deutlich aufgehellt, das Gedränge unter uns, vor der Bühne, wird dichter und dichter, von hinten wird geschoben und gedrängelt, jeder will möglichst nahe zum geheimen Höhepunkt der gesamten Sex-Messe, dem AMBF...  

Der jahrmarktschreierähnliche Ansager, anscheinend auch für Terminplanung und Ablauf des Geschehens in diesem Halleneck zuständig, tippelt seit der fünften Strophe von einem Zeh zum andern; als endlich, durch "halbes Tempo" angedeutet, das Ende des Liedes naht, stürzt er seine massige Gestalt mitten in den Dirigenten, durchbohrt diesen mit dem Ellbogen und zischt ihm ins Ohr: "Wir haben doch sowieso schon Verspätung, die nächste Werbung muss SOFORT hier rauf! Hören Sie auf, runter hier!". Ich checke ihn zurück als hätte ich mein Leben lang nichts anderes gemacht als Eishockey gespielt, und rufe dem Stolpernden nach: "Nix! Mir sind hier bestellt, und jetzt holen mir uns unseren Applaus! Oi Lied kommt MINDESTENS noch!" 

Und vor den Augen des Verzweifelten hat unser Obergermanist, der sieht, daß das Volk auf *unserer* Seite ist, schon wieder ein Mikrophon gepackt und sagt, ungerührt von unserem Gerangel, das nächste Lied heisse: 

DER STEIGER (verschmitztes Grienen) (Dr.E.Riegele)  

Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt. Und er hat sein Präservativ bei der Hand und er hat sein Präservativ MIT der Hand schon aufgestülpt, schon aufgestülpt. 

Hats überstülpt - hats überstülpt Und bald steht er gar fein, und bald steht er gar fein, und damit fahren wir ins Bergwerk hinein, ins Bergwerk hinein, ins Bergwerk hinein. 

Der eine gräbt, das Mägdlein bebt. Sie bebt vor Erwartung und vor Lust, weil beim Graben sie einfach beben muß, vom Wangenkuß zum Orgasmus. 

Wir Sänger sein auch hübsch und fein. Die Erotik ist uns stets ein Hochgenuß, wenn man sich auch dabei sehr verrenken muss. Wir fürchten kein AIDS - mit Parisern gehts stets.  
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Das Publikum ist angetan, um nicht zu sagen: es rast! Ebenso aber auch der Objektleiter neben uns auf der Bühne; dem Gewicht seiner Persönlichkeit kann der schmächtige Dirigent nun nichts mehr entgegensetzen - ohnmächtig muß er den Sängern bedeuten, daß das dritte Werk unserer Dichter hier nicht mehr zur Aufführung kommen kann. Die Herren treten widerwillig ab und mischen sich wieder unters Volk. Jeder einzelne Sänger wird sofort bestürmt: "Singt's Ihr noammol? Wo denn? Wann denn? Da kommen mir au hin! Ihr wart's fei des Beschte von dera ganzen Mess'". Das wissen wir allerdings sowieso. Deshalb gehen wir ebenerdig zum Stand der Aidshilfe und geben dort, kaum daß wir unseren Text im Schummerlicht des Ganges lesen können, auch das dritte Stück noch zum Allerbesten: 

DIE LORELEI (Dr.E.Riegele)  

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so ausgelaugt bin. Die Sexmess', ich wills nicht bestreiten, die geht mir nicht aus dem Sinn. Zwar wußt' ich in etwa seit Jahren, wie Mädel und Bursch kopulier'n, doch seit heute durft ich erfahren, wie andere Leut' koitier'n. 

Hier in diesen geiligen Hallen, da seh' ich nur Leder und Lack, die Models, die woll'n mir gefallen, doch drückts aufs Gemüüt und den Sack. Die Luft ist so schwül und es singen Transvestiten in Beha und Straps, die Ketten der Masos erklingen, auf den Feldern blüht schon der Raps. (!! - der saezzer) 

Auch ich find' ja wirklich aesthetisch die Titte, den Arsch, das Dessou. Wers-denn-braucht, der nehm' halt zum Fetisch nen Slip oder ganz hohe Schuh - auch mag mancher heimlich sehr schwärmien, und findet das vielleicht sehr nett, zu spruutzen die Masse der Spermien an die Decke oder ins Bett. 

Sadisten, die müssen's ja wissen, was ihnen am besten frommt, wenn sie ihren Partner bepissen, und der dann feuchtfröhlich kommt. Oral und anal in den Betten - das war mir bis jetzt nicht bekannt. Ich dacht stets, so schluckt man Tabletten, und onaniert wird nur von Hand. 

Die Dildos, grundgütiger Himmel, die stehn dort, so dick und komplex; verglichen mit ihm reicht mein Pimmel zum Pinkeln nur, doch nicht zum Sex. Drum geh' ich jetzt lieber nach Hause, hier wird es mir allzu verrucht - und widme mich dort ohne Pause Briefmarken und Bienenzucht.  

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Daraufhin erhielt noch jeder Sänger, von der OberAidsHelferin eigenhändig angesteckt, die rosa Helferschleife ans Revers, und wir waren mit endlosem Dank entlassen. 

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"Erotika Augsburg" war ein voller Erfolg, der Auftritt des AMBF wurde in der Zeitung nicht erwähnt, aber die Messe kommt demnächst wieder. 

Bis denne, der Musikalische Rat